Die mentale Gesundheit am Arbeitsplatz ist ein entscheidender Faktor für das Wohlbefinden der Mitarbeitenden. In einer Welt, die von ständigem Wandel und hoher Arbeitsbelastung geprägt ist, gewinnt das Thema zunehmend an Bedeutung. In diesem Beitrag erhalten Sie einen Überblick über die mentale Gesundheit am Arbeitsplatz.
Die Bedeutung der mentalen Gesundheit am Arbeitsplatz
Bedauerlicherweise wird die mentale Gesundheit in vielen Unternehmen immer noch weniger berücksichtigt als die körperliche Gesundheit. In meiner Tätigkeit als Arbeitspsychologin habe ich viele Unternehmen bei der Implementierung, Weiterentwicklung oder Verbesserung von Angeboten zur psychischen Gesundheit begleitet. Dabei habe ich festgestellt, dass viele Unternehmen zwar ihre gesetzlichen Anforderungen für die körperliche Gesundheit erfüllen, jedoch erst am Anfang stehen, wenn es um die psychische Gesundheit geht. Warum ist das so? Einige Unternehmen wissen nicht, wo sie anfangen sollen oder haben Berührungsängste. Sie wollen ihren Mitarbeitenden nicht “zu nahe treten”. Andere Unternehmen denken, dass mentale Gesundheit Privatsache ist. Das ist jedoch nicht korrekt. Arbeitgeber*innen haben eine Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeitenden, auch in Bezug auf die psychische Gesundheit. Dies ist besonders relevant vor dem Hintergrund des Anstiegs von Arbeitsunfähigkeitstagen, die auf psychische Erkrankungen zurückzuführen sind (Quelle: DAK Gesundheitsreport 2023).
Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz: Die Grundlagen
Viele Unternehmen sind zunächst überfordert, wenn es darum geht, Maßnahmen für die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden umzusetzen. Was bewirkt betriebliches Gesundheitsmanagement, welche Maßnahmen gehören zur betrieblichen Gesundheitsförderung und welche Maßnahmen müssen im Rahmen der psychischen Gefährdungsbeurteilung umgesetzt werden?
Lassen Sie sich nicht von den Begrifflichkeiten abschrecken und verschaffen Sie sich hier einen Überblick:
Betriebliches Gesundheitsmanagement: Prozesse etablieren und Inhalte steuern
Das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) ist ein strategischer Ansatz in Unternehmen, der darauf abzielt, die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter zu fördern. Es ist eine ganzheitliche und systematische Herangehensweise, die darauf ausgerichtet ist, gesundheitsförderliche Strukturen und Prozesse im Betrieb zu etablieren. Dabei werden nicht nur die physischen, sondern auch die psychischen Belange der Mitarbeitenden berücksichtigt. Ein gut durchgeführtes betriebliches Gesundheitsmanagement trägt nicht nur zur Steigerung der Zufriedenheit der Mitarbeitenden bei, sondern kann auch die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens positiv beeinflussen. Es ist somit ein investitions- und zukunftsorientierter Ansatz für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung. Die Durchführung einzelner Seminare, Vorträge oder Workshops (z. B. Resilienz, Gesundes Führen, Achtsamkeit im Arbeitsalltag oder Stressmanagement) sind Maßnahmen (=betriebliche Gesundheitsförderung), die im betrieblichen Gesundheitsmanagement gesteuert und evaluiert werden.
Psychische Gefährdungsbeurteilung: Arbeitsschutzvorgaben umsetzen
Die Psychische Gefährdungsbeurteilung ist ein Instrument, das darauf abzielt, die psychischen Belastungen am Arbeitsplatz systematisch zu erfassen, zu bewerten und geeignete Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen abzuleiten. Ziel ist es, arbeitsbedingtem Stress und psychischen Belastungen vorzubeugen, um die mentale Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen und zu fördern. Hierbei geht es darum, potenzielle negative Auswirkungen der Arbeit präventiv zu identifizieren. Gefährdungsbeurteilungen werden spezifisch für Tätigkeiten erstellt, und Maßnahmen werden passgenau für die jeweilige Tätigkeit entwickelt. Nach einer angemessenen Zeitperiode werden die durchgeführten Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit überprüft. Dabei ist es wichtig zu sehen, ob sich die psychischen Belastungen der Mitarbeiter verringert haben und welche weiteren Anpassungen eventuell notwendig sind.
Die Psychische Gefährdungsbeurteilung ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben (z. B. gemäß § 5 und 6 Arbeitsschutzgesetz in Deutschland), sondern trägt auch dazu bei, ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen, die Arbeitszufriedenheit zu erhöhen und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter zu erhalten.
Wenn Prävention nicht ausreicht: Frühwarnzeichen erkennen
Durch Prävention können arbeitsbedingte psychische Belastungen reduziert werden. Jedoch können trotz aller ergriffenen präventiven Maßnahmen psychische Beeinträchtigungen und auch Erkrankungen entstehen. Psychische Erkrankungen resultieren aus der Kombination verschiedener Ursachen, wie genetischer Veranlagung, psychischer Faktoren oder kritischer Lebensereignisse. Die psychischen Probleme sind dann nicht immer Folge einer schlechten Arbeitsumgebung; dennoch sollten Sie auch hier Frühwarnzeichen erkennen können und Ihre Mitarbeitenden unterstützen. Frühwarnzeichen können unter anderem eine schlechtere Arbeitsleistung, sozialer Rückzug, eine gedrückte Stimmung oder Vernachlässigung von Interessen sein. Viele Unternehmen haben bereits Unterstützungsangebote wie Hotlines oder betriebliche Sozialberatung etabliert. Dennoch fällt es vielen Führungskräften schwer, psychische Belastungen bei ihren Mitarbeitenden zu erkennen, diese zu unterstützen und sie in diese professionellen Hilfsangebote weiter zu vermitteln. Seit 2020 gibt es in Deutschland Kurse für psychische Erste Hilfe (MHFA Ersthelfer) – mental health first aid.
In MHFA Ersthelfer-Kursen lernen Laien, wie sie Menschen in ihrem Umfeld ansprechen können, wenn psychische Gesundheitsprobleme vorliegen. Immer mehr Unternehmen nicht nur in Mannheim und Umgebung, sondern auch deutschlandweit, bilden ihre Mitarbeitenden und Führungskräfte zu MHFA Ersthelfenden aus, um ein niederschwelliges Angebot für Betroffene zu bieten und einen weiteren Baustein für die psychische Gesundheit im betrieblichen Gesundheitsmanagement zu schaffen.
Keine Angst vor psychologischer Unterstützung
Die Bereitstellung von Ressourcen für psychologische Unterstützung ist ein wichtiger Schritt zur Hilfe für Betroffene. Zusätzlich können gezielte Mental Health-Initiativen das Bewusstsein schärfen und einen positiven Einfluss auf die Arbeitskultur haben. Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz sollte kein Tabuthema sein. In dem Maße, wie Unternehmen sich für das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden einsetzen und Aspekte wie betriebliches Gesundheitsmanagement, Arbeitspsychologie, gesetzliche Grundlagen für psychische Gesundheit am Arbeitsplatz und MHFA integrieren, können sie nicht nur eine positive und unterstützende Arbeitskultur fördern, sondern auch langfristig leistungsfähige Mitarbeitende stärken.
Wenn Sie weitere Informationen oder individuelle Unterstützung benötigen, berate ich Sie gerne zu psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz in Mannheim, Karlsruhe, Neustadt an der Weinstraße und Umgebung. Buchen Sie hier Ihr kostenloses und unverbindliches Erstgespräch.